Im ATCC-Ansatz befinden sich die Werte in einem unmittelbaren Bezug zu anderen Dimensionen des Lebens. Die folgenden Zeilen beziehen sich auf das Modell des „Kulturdiamanten“ des ATCC-Ansatzes.

 

Person: Durch Werte erfahren wir einen Sinn in unserem Leben. Werte entstammen den menschlichen Grundbedürfnissen. So ist z.B. die Liebe ein Grundbedürfnis, das mit dem Wert der Würde korrespondiert. Das Bedürfnis nach Orientierung findet sich in dem Wert Wahrheit wieder. Oft entstehen Konflikte, weil Verhaltensmuster, die von Ängsten ausgelöst werden, uns mitteilen, dass ein Grundbedürfnis gefährdet ist. Da die Werte in einem unmittelbaren Bezug zu den Bedürfnissen stehen, entwickeln sich um die Werte herum, immer wieder sehr existenzielle Konfliktlagen.

 

Regeln/Recht: Werte werden in Gruppen durch Regeln und in verfassten Staatsformen durch Recht und Gesetz umgesetzt. Sie sind somit der Inhalt und die Orientierung für Regeln und Gesetze. Korrespondieren Werte nicht mit Regeln oder Gesetzen, so sind sie beliebig. Regeln und Gesetze brauchen ihre unmittelbare Rückkoppelung auf die Werte eines Landes. Die Werte sind daher in der Verfassung zu finden. Regeln und Gesetze geben dem Wert einen „Rahmen“. Haben Regeln und Gesetze keine Wert-Orientierung, so haben sie auch „keinen Wert“. Sie lassen sich meist nur durch Gewalt und Erniedrigung umsetzen. Die 10 Werte des ATCC-Ansatzes sind in den Menschenrechten, sowie den demokratischen Verfassungen z.B. der europäischen Länder wiederzufinden.

 

Struktur: Struktur ist hier der Überbegriff für die Räume, Zeit, Güter, Macht, Zugehörigkeit und Rollen. Hierbei sind die Werte bei der Verteilung der Güter, der Gestaltung von Macht oder bei der Form der Erstellung von Produkten äußerst wichtig. Aus dem Wert Schönheit heraus gestalten wir unsere Umgebung. Gerechtigkeit ist ein Wert, der einen Umgang in der Verteilung von Gütern einfordert. Wie wir Macht verstehen und sie benutzen ist von allen Werten und deren kultureller Interpretation geprägt. Strukturen beeinflussen die Werte und deren kulturelle Bewertung ebenso. So wirkt sich ein Überfluss oder ein Mangel an Gütern auf den Wert der Gerechtigkeit aus. Die Medien prägen die Wohnumgebung oder die Spielzeuge der Kinder sowie deren Vorstellung von Schönheit.

 

Rituale: Werte brauchen Rituale, damit sie in Erinnerung bleiben. Rituale treten im menschlichen Zusammenleben am Anfang, am Ende, in Krisen und in deren Erinnerung von Bewältigung auf. So vermitteln wir den Wert „Würde“ in dem wir uns am Anfang einer Begegnung grüßen. Wir können auch ein Gastgeschenk mitbringen. Zum Ende einer Arbeit können wir uns bedanken und sorgen damit für den Wert „Ehre“. Durch Geburtstagsfeiern erinnern wir uns der Würde des Geburtstagskindes. Wir können uns in Krisen an Rituale und an deren „wertorientierte Lösung“ erinnern.

 

Aus dem „transkulturellen Verständnis des ATCC-Ansatzes ist Kultur die Instanz mit der „wir unser Denken Fühlen und Handeln rechtfertigen.“ In der Rückbindung an die persönliche Entwicklung und die strukturellen Bedingungen legitimieren wir, durch die kulturelle Vorerfahrung, was gut und was schlecht ist. Dazu verwendet jede Kultur ihre Interpretation von Werten. Manche Kulturen versuchen auch Grundwerte anders zu beschreiben, z.B. eine Kultur, die Menschen ausschließlich als Konsument*innen von Gütern wahrnimmt. Hier werden allerdings neue Wertbegriffe verwendet, die mit den verfassten Werten nichts gemein haben. Reichtum oder Leistungsverhalten sind Ziele oder Fähigkeiten, die in der Interpretation als Wert zwar ihre Wirkung haben, jedoch keine Werte in dem oben beschriebenen Sinne sind. Sie widersprechen sogar den Werten menschliche Würde, Gerechtigkeit oder Gleichheit. Keine Tradition, die oft mit Kultur in Verbindung gebracht wird, kann über dem Gesetz stehen. So kann es zwar unterschiedliche kulturelle Interpretationen von Werten geben, in der Umsetzung dieser Werte ist aber das Gesetz maßgebend.